Der Garten der Bauern  - "der Goarten is stoark wichtig"

Auszug aus dem Buch "Echte Bauern"

Allgemeine Gedanken zum Garten vorweg

Der Garten der Bauern steht in einer spannenden Geschichte, schließlich basiert das Wort Garten auf dem Gotischen "gards", das soviel heißt wie Haus, Hof und Familie. Garten ist also von der Etymologie her eng mit Bauernhof und bäuerlicher Familie verbunden. Aber auch das altnordische "garor" - der Zaun, das Gehege - steckt im Garten. Und tatsächlich ist es charakteristisch für den Garten schlechthin, dass er durch einen Zaun oder bloß symbolisch durch einen Pfad, wie den Frid  bei den Landlern, aus seiner Umgebung heraus gehoben und gegenüber anderen Grundstücken genau abgegrenzt ist.  Der Garten  hat somit für seine Benutzer eine doppelte Bedeutung:

 

Der Garten ist ein abgegrenzter und meist auch geschützter Bereich, in den sich der Mensch zurückziehen kann, um sich zu erfreuen. Daher wird der Garten als ein umhegter Raum des Glücks, zu dem wesentlich auch die Blumen gehören, gesehen und besungen. Ein großer Garten ist das Paradies, den die Menschen verlassen mussten und  der Gott alleine mit den Engeln vorbehalten ist. Genau und streng abgegrenzt ist auch die wunderschöne und blumenreiche Gegend um den heiligen Berg Athos auf Chalkidike, die keine Frau betreten darf und auf dessen Gipfel ich schon stehen durfte. Man nennt diese bunte Landschaft den „Garten der Mutter Gottes“, den Jesus seiner Mutter zum Geschenk gemacht haben soll.

Umgrenzt ist auch eine Felsgruppe in der Nähe von Moena in den Dolomiten, die im Abendrot rosafarben aufleuchtet, sie wird als der Rosengarten des König Laurin bezeichnet, den kein Fremder ohne dessen Erlaubnis betreten darf.

 

Der Garten hat also mit Geheimnis, Glück und Schutz vor Fremden zu tun.  Und insofern ist Gartenarbeit auch eine schöpferische Arbeit, bei der man sich am Gedeihen und Wachsen von Blumen und Früchten innerhalb eines abgesteckten Landstriches erfreut.

Der Garten bietet die Möglichkeit eines billigen Anbaus von Früchten. Übereinstimmend damit findet sich in dem Trauerspiel  "Ballemperie"  von  Caspar von  Stieler aus dem Jahre 1680 der Satz : "ein gart ist des armen speisemarkt". (zit in Grimms Deutsches Wörterbuch , Bd. 4 unter "Garten") 

 

Danach bietet der Garten Freude und Nutzen, ein Überleben von Tag zu Tag .

Für die echten Bauern war der Garten stets von großer Wichtigkeit.

Die Bedeutung des Gartens wurde mir bewusst, als ich an einem schönen Junitag des Jahres 1999 im Bauernhof der Pitters auf einem “Bankerl” saß und mit Anneliese, einer überaus klugen und gütigen Frau, tratschte. Anneliese meinte dabei einmal  zu mir "Der Goarten is stoark wichtig!" Damit wollte sie darauf verweisen, dass für die echte bäuerliche Kultur der Garten für das Überleben wichtig ist.

Anneliese liebt ihren Garten und sie weiß um die Wichtigkeit ihrer Arbeit als Bäuerin, Köchin und Gärtnerin. Mir erzählte sie viel über den Garten, wenn ich sie zu diesem begleitete oder wenn ich bei ihr in der Küche saß.

Ich bin gerne in der kleinen Küche, denn in dieser steht der Topf mit der sauren Milch. Ich liebe saure Milch. 

 

Der Garten ermöglicht der bäuerlichen Familie eine Vielfalt im Speisezettel und er macht sie weitgehend unabhängig von Gemüsehändlern und Geschäften. Der bäuerliche Garten ist eng mit der alten Landwirtschaft verbunden , er hat Tradition und er ermöglicht etwas, das man mit dem nicht sehr schönen Wort "Subsistenzwirtschaft" zu beschreiben versucht. In diesem Ausdruck steckt das lateinische Wort „subsistere“, was so viel heißt wie „verharren“ aber auch „standhalten“. Damit soll eine Wirtschaftsform beschrieben werden, bei der es auf das „Standhalten“, also auf das Überleben ankommt: auf die Kunst der Selbstversorgung. Darin sind die echten Bauern und Bäuerinnen Spezialisten. Sie besitzen ein tiefes Wissen, das durch die Jahrhunderte weiter gegeben wurde. Dies fühlte ich, als ich mit Anneliese und anderen Frauen über ihre Gärten sprach. Und tatsächlich dürften in der bäuerlichen Welt es vorrangig Frauen gewesen sein, die sich mit dem Garten beschäftigt haben, nämlich als einem Bereich, der die für das tägliche Überleben wichtigen Früchte der Küche lieferte und weiterhin noch liefert.

 

Der Garten gehört zur menschlichen Kultur.  In römischer Zeit dürfte der Garten eine besondere Attraktivität gehabt haben. Darauf deutet die Tatsche hin, dass nicht wenige Namen der Gartenpflanzen auf das Latein der Römer zurückgehen, wie Rettich, Kürbis, Kohl, Zwiebel und Wein. Sogar das Wort Pflanze ist lateinischen Ursprungs (siehe dazu; H. Eggers, Deutsche Sprachgeschichte, Bd. 1 Das Althochdeutsche und das Mittelhochdeutsche, Reinbek 1986, S 104).

Interessant ist, dass die Bezeichnung Zwetschke für Pflaume, wie sie auch bei den Landlern verwendet wird, eine Verballhornung von "Pflaume aus Damaskus" ist.

Mit der Kultur des Gartens, dies sollte damit angedeutet werden, ist also eine alte Tradition verbunden, die gerade in der alten bäuerlichen Welt weiterlebt.

 

Meine Erkundungen zur Kultur des Gartens der Landler beziehen sich vor allem auf den alten und noch immer reizvollen Ort Großpold. Dem Garten brachte man hier stets eine besondere Liebe entgegen, denn im Garten konnte man frei walten und im ihm wuchs sogar Wein, der den prächtigen Hofwein, von dem auch ich getrunken habe, lieferte.

Zu Zeiten des Kommunismus in Rumänien, als die Felder des Dorfes zu Staatseigentum geworden waren, blieb der Garten weiterhin im Privatbesitz der Bauern.

Der Garten war also ein Freiraum, aber auch ein Rückzugsgebiet, in dem man Freude in Form von Blumen als Symbole des Glück anbauen konnte und der die tägliche Speise garantierte.

Freude und Nutzen des Gartens

In einem Gespräch, das ich mit Anneliese in der Küche des Hofes führte,  finde ich obige Gedanken über den Nutzen und die Freude des Gartens bestätigt.

Aus diesem Gespräch werde ich einige Passagen zum großen Teil im alten österreichischen Dialekt der Landler wiedergeben. Dieser Dialekt hat seinen eigenen Reiz, er stammt aus der Zeit des 18. Jahrhunderts, einige Wörter kennen nur mehr die alten Bauern in Oberösterreich.

Anneliese erzählt zunächst über die Bedeutung des Gartens für sie:

"Wenn einer koan (keinen) Garten hat, hat er auch koa Patersül (keine Petersilie)l und auch koan Merl (keine Möhren), nichts. Den braucht man einfach, dass man das Nötigste für das Haus hat."

Und über die Freude , die der Garten bereitet, meint sie:" Freilich macht der Garten a Freid, weil man sieht, wie alles wachst. Das könnt ihr euch in der Stadt nicht mehr fürstellen (vorstellen).  Wenn man sieht, wie es herauskommt, wie es wachst, wie es bliaht (blüht), wie es Frucht macht. Segi (das)  ist a Toal (Teil) von unsern Leben.  Wir kennen nit anders, wir sind es so gewehnt. Und wir wolln es nit anders."

Ich frage zu den Blumen, die auch zum Garten gehören und seine Buntheit ausmachen. Bei den Blumen geht es um die  Freude an der Schönheit, an der Buntheit des Lebens, die man im Garten täglich erleben kann, und nicht bloß um irgendeinen Nutzen für das körperliche Überleben. Die Blumen sprechen die Seele an.  Das höre ich aus den Worten der Anneliese: "Die Buschen (Blumen) sind nur, dass man sich gfreit am Scheanen (freut am Schönen). Wer a Freid (Freud)  hat am Buschen, der  tuat (setzt) sich einen. Wer ka Freid hat am Buschn, der tuat si koane (setzt sich keine). Aber wer a Freid hat, tuat sie auch ins kleinste Eckerl an Buschn hin. Der is froah (froh), wann  sie bliahn, wann sie schean (schön) sein".

Die Schönheit der Blumen hat wohl auch ihren Sinn , der dem Alltag der Landler, der ein harter sein kann ,  schmückt: "Wir brauchn ja allweil Buschn. Wir brauchn am Altar a  Buschn, wann wir aufn Freidhof (Friedhof) gean.  Wann man köane Buschn hat, muaß man sie schean entschuldign".

Der Garten ist mit dem Leben der Landler eng verbunden, auch historisch, denn er gewährte ihnen währen schlechter Zeiten Trost und Freiraum, wie Anneliese weiter ausführt, als ich meine, dass der Garten doch zu Haus und Hof gehöre: "Freili (freilich) kann man das sagn, se (das) war das oanzige (einzige), was uns blieben ist im Sozialismus. Die (Kommunisten) haben ihn ausgmessen, wieviel Aar das sein, daß ma  was abgeben." 

Die Landler hätten auch Gemüse und andere Erzeugnisse des Gartens an staatliche Stellen abliefern müssen, doch sie versorgten diese lieber in den eigenen Keller , wie meine freundliche Gesprächspartnerin andeutet: "Aber wir haben ja nix gebn, es hat abr auch nix hinghaut (bei den Kommunisten), nur am Papier.  Abgebn haben wir nix, wir haben nur sölln. " Man wusste also im Kommunismus ganz gut mit dem Garten umzugehen. Allerdings bedurfte es guter Arbeit, um dem Garten seine Früchte zu entlocken: "Wann a (einer) fleißig is und ordentlich anbaut, kriegt er viel heraus. Und dazwischen setzt er Zwiebel, Kraut , Kohlrabi und Blumenkohl. Und wenn der Zwiebel rauskommt, bleibt das Kraut bis spät in Herbest .  Das Kraut ist sehr wichtig, wir brauchen ja das Kraut. Es hat ja die meisten Vitamine A. Es brauchen wir vor allem im Winter."

Und schließlich hält Anneliese, während sie den Milchtopf reinigt, aufs Neue fest:

"Der Goartn ist stoark wichtig."

Zwischen ihrer anderen Arbeit werkt Anneliese gerne im Garten oder holt etwas aus diesem für das Mittag- oder Abendessen, wie Zwiebel oder auch Estragon.

Anneliese liegt der Garten am Herzen. Genauso wie die Küche ist auch der Garten ihr Gebiet, über das sie regiert, früher war es ihre Schwiegermutter, die hier die Herrin war. Mit ihr, die jetzt aus Altersschwäche sich zurückgezogen hat,  scheint

Anneliese um die Vorherrschaft im Garten ihre Probleme gehabt zu haben.

 

Ihre Schwiegermutter spricht sie noch immer in altertümlicher Weise in der Mehrzahl  mit  “Ös” und “Enk” , also mit “Ihr” und “Euch” an, genauso wie es bei den Bauern in Österreich früher üblich war. Nun kann die alte Moam, die Schwiegermutter, nicht mehr im Garten arbeiten,  Anneliese gebietet alleine über ihn, das macht ihr Freude. Allerdings hilft ihr manchmal auch Andreas bei der Gartenarbeit: "... wenn ich nicht viel kemmen  (kommen, gehen) kann, weil ich an wehn Fuaß (wehen Fuß) hab."

 

Der Garten in seiner Buntheit gehört also der Frau, er ist eng mit Haus und Hof verbunden, er sichert das Überleben und bringt die Blumen. 

Anneliese meint zum Garten: “Man kann da das Notwendigste anbauen, das man für das Kochen braucht, auch ist es gut, daß man Obst hat im Haus”.

  

Ich begleite Anneliese in den Garten, der hinter der Scheune sich erstreckt und durch diese erreicht wird. Sie setzt Krautpflanzen an, aus denen einmal Krautköpferln werden sollen.

Mich fasziniert die Vielfältigkeit ihrer Arbeit. Ich halte dies in meinem Tagebuch fest.

Bauerngarten bei Landlern in Siebenbürgen
Bauerngarten bei Landlern in Siebenbürgen

Das Buschn- oder Blumengartl und das Gartl im Hof

Die Scheuer, die Scheune, schließt den Hof mit dem Misthaufen, auf und neben dem die Hühner sich tummeln, ab. Dieser Hof, der Hennerhof, wieder ist durch ein Gittertor vom übrigen Hof mit dem Ziehbrunnen und den Zugang zur Küche, dem Keller, zum Auszugshäusl der Aten und den Wohnzimmern getrennt.

Dieses Tor heißt man hier das Hennertor (Hühnertor), es soll die Hühner abhalten, sowohl den vorderen Hofteil zu beschmutzen als auch die dort meist in Töpfln wachsenden Blumen zu beschädigen. Dies meint auch Anneliese: "Wenn die Henner zu den Buschn (Blumen) kemmen (kommen), fressn sie sie. Es is schean, wenn überall Buschn seint, man will sie selber haben".

 

Eine besondere Bedeutung für die landlerische Hausfrau haben die Blumen, die ihr, dem Haus und den Gästen Freude bereiten sollen. Anneliese schätzt die Blumen. In manchen ihrer Briefe an mich steckte sie als Gruß ein kleines Blümchen dazu.

Blumen werden als Sträußchen auch am Muttertag verteilt, wie ich es selbst erleben durfte. Junge Mädchen überreichen solche den in die Kirche eintretenden Frauen. In den Sträußchen stecken  Maiglöckchen, Narzissen, Glocknbuschn (Akelei), Fledermäus (Iris), Tuliponen (Tulpen) und Schneabolln  aus den Gärten. Anneliese erhält ebenso ein Sträußchen, sie bittet noch um ein zweites für ihre Schwiegermutter, die am Hof lebt, aber nicht mehr zur Kirche gehen kann.

 

Ihr gibt sie nachher die Blumen samt einer Karte mit einem Muttertagswunsch. Zuerst fragt die alte Frau auf landlerisch: “Is heit Muttertag?”,Darauf Anneliese: ”I hon Enk a Sträußl gebracht und a Kartn”. Die Alte nickt lächelnd.

 

Blumen bereiten den Landlern als Bauern große Freude. Daher setzt man solche nicht nur im eigenen Blumengartl , dem Buschngartl,  sondern auch am Rand der Gemüsebeete, um diese freundlicher zu gestalten.

Blumen, die Buschn, zieren auch den Hof der Anneliese. In einigen Töpfen befinden sich Geranien, die hier "stinkende Liesl" genannt werden. Im Garten hinter der Scheuer hat Anneliese Gladiolen angebaut. Über sie erzählt sie: "I hab mir sie (die Gladiolen) fertn (im Vorjahr) bracht von Deitschland. De warn so kloan, so guat wie der Nagl vom Dam, in an Packl warn fünfzig. Und ia hab ma gedenkt, aus denen werd nix. I hab sie alle gesetzt in aner Reih im Garten (hinter der Scheuer)... verschiedene Farbn, sie warn so stark schean. Heuer wachst uns ja nix (wegen der Hitze)“.

 

Dem Garten schenkt auch Herr Andreas Sonnleitner seine Aufmerksamkeit. Er tut dies, da seine Frau aus gesundheitlichen Gründen sich um den Garten nicht mehr kümmern kann. Ich treffe Herrn Sonnleitner an einem warmen Juniabend , als ich gerade mit dem Fahrrad an einem an der Großpolder Hauptstraße leer stehenden Bauernhaus vorbei fahre. Andres Sonnleitner ist 1941 geboren worden, er war Tischler in Alba Julia und ist nun Rentner. Neben seinem Beruf war er immer Bauer. Für ihn, genauso wie für die anderen hier, war die Landwirtschaft für das Überleben wichtig.

Auf meine Frage hin, was er jetzt tue, erzählt er mir, er wolle in dem leerstehenden

Bauernhof hier die beiden Gärten gießen. Er erzählt auch, er habe dieses Haus vom Staat wieder zurückgekauft, um ca 225 Mill Lej. Das Haus war an den Staat gefallen, als 1989 seine Eigentümer auswanderten. Sie bekamen für das Haus vom Staat ungefähr 8.000 DM. Seine Tochter habe den Sohn der früheren Eigentümer geheiratet und lebe mit ihrem Mann nun in Deutschland. Aber sie kämen auf Urlaub öfter hierher. Daher habe Herr Sonnleitner das Haus innen gestrichen und halte es in Ordnung, damit die beiden gerne hierher kämen.  Außer der Tochter hat er noch vier Söhne, sie alle sind in Deutschland. Ein Sohn ist nicht verheiratet, dieser komme oft und gerne einige male im Jahr  nach Großpold,  Darüber würden er und seine Frau sich freuen.

 

Ich begleite ihn zum mit einem niederen Maschendraht begrenzten und so vom übrigen Hof abgesonderten Garten, er liegt an der linken Seite des Hofes gleich nach dem Stübchen für die Alten. Dort beginnt er die Pflanzen aus einer Plastikkanne zu gießen. Das Wasser holt er dazu aus einer gedeckten Zisterne am Haus, in der sich Regenwasser sammeln kann.

 

Im Garten am Hof wachsen Erdbeeren, von denen ich einige essen darf,  ebenso gedeihen hier Zwiebeln. Kohlrabi , Radieschen, Karotten und Kraut.

In einem ebenso abgeschlossenen eigenen Bereich dahinter wachsen die Krumpirn (Grundbirrn), also die Erdäpfel oder Kartoffel, neben dem Kraut das vielleicht wichtigste Nahrungsmittel hier.

Über ihren Garten spreche ich auch mit den beiden alten Piringers, die nun im

deutschen Altersheim in Hermannstadt wohnen. Sie hatten bei ihrem schmucken Haus und an der Seite ihres stets sauber gefegten Hofes, auf dem sie mich oft zu einem Glas Wein eingeladen haben, einen kleinen  Garten, in dem mir die schönen Blumen auffielen. Dieses Blumengartl befand sich bei den Piringers gleich hinter dem Brunnen und erstreckte sich an der linken Seite des Hofes. Man gelangte zu ihm durch die Türe im Maschendrahtzaun, das Hennertor also. Dem Gartl gegenüber befand sich der Misthaufen und das Häusl, das alte bäuerliche Plumpsclosett.  Im Blumen- oder Buschengartl hatten die Piringers liebevoll  Tubirosen angepflanzt. Diese sind keine Rosen im eigentlichen Sinn , das Wort leitet sich aus dem Rumänischen ab, in dem diese Blumen “Tubirosa” heißen, es sind  weiße lange Blumen, die ähnlich den Lilien sind. Neben den Tubirosen blühten im Gartl der Piringer Tulipornen, also die Tulpen, Narzissen und  Winterastern, das sind weiße  Astern, auch Chrysantemen genannt. Herr Piringer fügt noch hinzu: “Wir ham ach Osterglockn ghot (wir haben auch Osterglocken gehabt)”.

 

Vor dem Gartl im Hof , also außerhalb dieses, gegenüber der Sommerküche wuchsen im Frühjahr als erste Blumen die Schneaglöckl, also die Schneeglöckchen, dann  die Leberblümel, die Stiefmütterchen und die sehr empfindlichen Primerlen. Wegen der Empfindlichkeit dieser Blumen sagt man auch über jemanden, dem es schlecht geht: “Er geht ein wie a Primerl”.

Neben diesen angepflanzten Blumen gab es bei den Piringers, wie bei anderen Landlern auch, in Töpfen bunte Blumen, vor allem Pegonien,  dem Hof ein freundliches Gesicht.

 

Im Buschngartl der Piringers wuchsen nicht nur Blumen, sondern auch Pflanzen für die Küche , wie : Gurken, die mit dem aus dem Rumänischen stammenden Wort Krozewetz  bezeichnet werden, Paradeiser , die alte österreichische Bezeichnung für Tomaten ,  Petersüll (Petersilie), Zöller  (Zeller), Schnittlauch, Berchtram (Estragon), so nennt man das für die Suppe wichtige Pfefferkorn, und auch Ribisel, die Johannisbeeren, aus denen Marmelade gemacht wird.

 Vor allem die Gurken sind es, die man in Gläser einlegt, um auch

später etwas von ihnen zu haben. Daneben gab es die Eschbern, also die Erdbeeren,

und den Rhabarber, der ein treffliches Kompott und Suppe ergibt.

 

Im Hof der Landler ranken sich an den Mauern bis zum Dach hinauf Weinreben, die

einen prächtigen Wein ergeben, den sogenannten Hofwein, der zu dem Wein, der in

den Weingärten wächst, hinzukommt.

Der Buschngartl im Hof bot und bietet den Landlern nicht nur Ergötzen durch Blumen, sondern in ihm können auch Gemüse und Kräuter genommen werden, die die Landlerin in der Küche schnell benötigt.

Das Gartl hinter der Scheuer

Der Garten hinter der Scheuer, der Scheune, bildet das blumige und grüne Ende des Bauernhofes. In der Scheuer hat das Heu und die Erntegeräte samt Wagen ihren Platz. Von der Scheuer führen fensterähnliche Öffnungen, die verschließbar sind, zum Stall, durch sie wird das Vieh mit Heu und Gras versorgt.

Im Garten hinter der Scheune mit seinen Obstbäumen wird angebaut, wie Anneliese

sagt, “wos wir so olle Tog brauchen”.

 

Die Gärten hinter den Scheunen sind grundsätzlich durch kleine Zäune von einander

getrennt,  oder durch Pfade, von denen die Nachbarn wissen, daß sie die Grenze bilden, man nennt sie den “Friden”.

Abgeschlossen werden die neben einander liegenden Gärten der Bauern durch einen gemeinsamen, meist einen wildern Zaun oder einen Zaun aus Brettern, der symbolisch und auch schützend die Bauernhöfe mit ihren Gärten gegenüber der Umwelt abschließen. Zu diesem Zaun sagt man hier  “Pomzaun”, in ihm steckt das mittelhochdeutsche Wort “Bodem” für Grund und Boden, er ist der „hintere Zaun“.

 

Auch mit Andres Sonnleitner, dem ich , wie erzählt, zum Buschngartl gefolgt bin, marschiere ich, nachdem er das Gartl gegossen hat, durch die nun nicht mehr verwendete Scheuer zum größeren Garten. Hier wächst vor allem Kraut, das man hier, wie bei den Bauern in Oberösterreich, sehr zu schätzen weiß.

Dort sagt man: "Das Kraut stopft die größern Luckn (Löcher)", womit man sagen wollte, dass Kraut schnell den größten Hunger stille.  Neben dem Kraut kommen aus der Erde ein paar Reihen Zwiebel, rote Rüben, drei Reihen mit Küchenkräutern, vor allem Petersilie.

Paradeiser gibt es hier ebenso wie Krozewetz, also die Gurken, ebenso zwei Reihen Kürbisse. Auch Krauskraut (Dill) und Eisabet (Bohnenkraut) sind hier zu sehen.

Herr Sonnleitner  erzählt,  vom Gemüse hier gebe er seinen Kinder, wenn sie zu

Besuch hier sind, jeweils etwas nach Deutschland mit. Auch für den eigenen Konsum ist einiges da.

Ähnlich wie der von Herrn Sonnleitner betreute Garten schaut der der Pitters aus, zu

dem ich nun zurückkehre. 

Der eigentliche Gemüsegarten befand sich bei den Piringers, ebenso wie bei den Pitters und den anderen Bauern hier, hinter der Scheune.

Dort hatten auch die Piringers ihren schönen Garten. In diesem eher großen “Gartl hinter der Scheuer” wuchsen die Krumpirn, also die Kartoffel. Diese pflanzte man nach der Schnur, wobei jeweils nach einem kleinen Schritt mit der “Hau” ein Loch gegraben wurde, die Krumpirnkoul , das “Nest”, in dem dann die Krumpirn gesetzt wurde. Der günstigste Monat dazu ist der Mai. Ein “Sprichl” zum Anbaun der Grundbirn heißt daher: “Tuast du mi im Mai, kumm i glei. Tuast du mi im April, kumm i, wann i will” (Setzt du mich im Mai, komme ich gleich. Setzt du mich im April, komme ich, wann ich will). Bei guter Witterung werden allerdings schon im März die Erdäpfel im Garten gesetzt.

 

Angebaut wurden bei den Piringers auch Ruabn (Rüben), der Kukkurruz, der Mais, und zwischen diesem Fisolen - die alte österreichische Bezeichnung für die grünen Bohnen. Sie ziehen am Stengl des Mais empor.  Neben diesen  wachsen im Garten noch die Stecknfisolen, das sind die Stangenbohnen, und die “huckaten grean Fisoln” (hockenden grünen Fisolen), wie die  Buschbohnen genannt werden, denn sie "hocken" am Boden . Wichtig für die Küche sind schließlich das Kraut und die Koleraben, also der Kohl und die Kohlrüben. Dazu kommen noch die Merl, das sind die Mohrrüben oder Karotten, die Radieschen, der Rattich (Rettich), der Krian (Krenn oder Meerrettisch) und die Zwiebeln. Die Zwiebeln werden in einem speziellen Zwiebelbeet gesät oder “gestopft”. Die in den Boden "gestopften" Zwiebeln heißen "Stopfzwiebeln", sie werden nicht gesät, sondern werden gestopft. Der Samen wird im Vorjahr gesät, spät und dicht, damit die Zwiebeln klein bleiben. Diese werden ausgerissen und frisch gesetzt (gestopft). Die Stopfzwiebeln schmecken angeblich besser als ihre in diesem Jahr gesäten Brüder, sie sind weniger mürb.

 

Für gewöhnlich sind es in Großpold die Bäuerinnen, die sich um den Garten kümmern.

Allerdings hier und da auch Männer, wie eben Herr Sonnleitner und der alleinstehende Herr Rieger. Auch er ist 1941 geboren worden, er war früher Maurer und ist jetzt in Rente, die er zu genießen scheint. Er fühlt sich verpflichtet, im Sinne seiner verstorbenen Eltern Hof und Garten weiterhin zu pflegen.  Er wohnt alleine auf dem von seinen Eltern ererbten Hof direkt an der Straße, im sogenannten Winkel, nach dem, als es noch Nachbarschaften gab, die dort lebenden Nachbarn sich als Winkelnachbarschaft bezeichneten. Im Hof des Herrn Rieger  herrscht peinliche Sauberkeit, ein paar Blumenstöcke in Töpfen, wahrscheinlich Pegonien und Petulien stehen an der Wand des Wohnhauses und schmücken den Fuß des Ziehbrunnens. Die Wände des Hauses werden spielerisch von Weinreben berankt.

Auch während seiner Zeit als Maurer habe er sich nach seiner Arbeit am späten Nachmittag um den Garten regelmäßig gekümmert und er könne ganz gut leben von dem, was er anbaut.

Der Kukkuruz ist wohl wichtig für die Schweinemast, aber für Herrn Rieger sind die Maisstengl von geradezu himmlischer Bedeutung, denn an diesen ranken sich die Fisolen, die grünen Bohnen, empor, die seinem Speisezettel einen besonderen Zauber geben, wie ich heraus höre. Er spricht jedenfalls mit Freude über diese Fisolen.

 

Der links vom Weg sich erstreckende Boden ist mit Weinstöcken bepflanzt. Wenn Herr Rieger im Winter die Stöcke zu Boden bindet, bedeckt er sie, um sie vor dem Erfrieren zu schützen, mit den im Herbst getrockneten Maisstangen und -blättern. Es hat also alles, das hier wächst, seinen Sinn. Gut zum Garten des Herrn Rieger passen auch Ribiselsträuche und ein Stachelbeerstrauch. Ich darf mir von diesen Sträuchen soviel nehmen, wie ich will, ich tue es auch. Für mich ist interessant, dass in der Ecke von Haus und Zaun zum Nachbarn hin ein Holunderstrauch wächst. Mit diesem Strauch muss es eine besondere Bedeutung haben, denn auch in dem Garten,

der zur Arztwohnung meiner Eltern im Gebirge gehörte, wuchs in dem Eck zum Nachbarn, dem Schmied, ein Hollerbaum, der uns Buben als Klettergerüst diente.

Mit dem Hollerstrauch verbindet man seit altersher eine heilkräftige Wirkung.

Ein alter Spruch sagt daher, dass, wenn man bei einem Hollerstrauch vorbeigeht, müsse man den Hut vor diesem ziehen.

 

Die Palette des im Garten gewachsenen Gemüses und Grünzeuges bietet der Landlerbäuerin, aber auch dem ledigen Herrn Rieger, eine gute Auswahl für den täglichen Speisezettel.  Und um die Wintermonate heil zu überstehen, werden Marmeladen von den Früchten des Gartens bereitet und allerhand Gemüse, vor allem die Gurken, eingelegt.

Die Bäume im Garten

Der hintere Teil der Gärten der Landlerbauern ist von Wiese überzogen und durch

Obstbäume beschattet, ganz in der Tradition der klassischen bäuerlichen Gärten .

Auf die Bedeutung der Bäume für den Garten deutet dieser alte Spruch hin:

Ein gart ohne baum

Ein gaul ohne zaum

Ein reiter ohne schwert

Sind nicht eines hellers wert.

(Zit bei Grimm, A.a.O. )

 

So wachsen auch in dem von Andres Sonnleitner betreuten Garten Bäume. Es sind vor allem Zwetschkenbäume, die hinter der Scheuer wachsen. Ein Baum steht  am Hof, es ist ein Weichselkirschenbaum. Ich aß ein paar Kirschen von diesem. 

Auch bei den Pitters wachsen im Hof drei Bäume, zwei Birnbäume und ein Weichselbaum. Interessant ist bei ihnen ein Zitronenbaum. Er wurzelt in einem  Behälter, der einem halben Faß gleicht. Er steht neben der Küche, direkt an der weißen Wand, so dass die Sonne ihn voll trifft. Den Winter verbringt er im Haus.

Hinter der Scheuer hatten die Piringers, wie sie mir erzählten, einen Apfelbaum, einen Aprikosenbaum, zwei Zwieserln, das sind Mirabellen, und drei Sträuche Egrisch, die Stachelbeeren, gepflanzt.

 

Übrigens machte es mir einmal Vergnügen, Herrn Piringer beim Veredeln eines der Ringlottenbäumchen  zuzusehen. Er machte es meisterhaft und lachte dabei zufrieden. Jetzt im Altersheim denkt er schwermütig an die Zeit zurück, als er sich noch um die Bäume im Garten hinter der Scheune bemühen konnte.

 

In den Gärten der Landler dominieren wohl der Apfel- und der Pflaumenbaum. So auch im Garten des Herrn Rieger. Ich und zwei Studentinnen marschieren mit ihm zum hinteren Teil des Gartens, dort stehen bei fünfzehn Bäume. Unter ihnen die Apfelbäume, wegen derer ich Herrn Rieger aufgesucht habe. Er hatte mir beim Begräbnis einer alten Moam (Frau), als wir auf den Sarg warteten, von seinen Bäumen erzählt. Da die Verstorbene seiner Nachbarschaft angehörte, betätigte sich Herr Rieger auch als Grabmacher. Nach dem Begräbnis und vor dem Tränenbrot, zu dem er geladen war, lud er mich und meine Begleiter noch ein, seinen Garten zu besuchen und seine Bäume zu betrachten. Und dies taten wir auch. Ein großer Nussbaum, auf den Herr Rieger mit Stolz verweist, überragt die anderen Bäume.  Auf drei Bäumen wächst der für diese Gegend hier charakteristische Batullapfel, ein im reifen Zustand eher kleiner gelber oder auch grüner Apfel. Diese Bäume dürften wenig Arbeit verursachen, denn man schneidet sie nicht zu recht, wie Herr Rieger meint, man breche lediglich die dürren Äste heraus.

Auf einem Apfelbaum ist der Blauapfel zu Hause. Ein Baum trägt Rett-Äpfel, ein anderer die bekannten Jonathan und ein anderer wieder Golden-Äpfel,  Äpfel, die heute üblich zu sein scheinen.

Die meisten Bäume sind jedoch Zwetschken (Pflaumen-) bäume. Auch ein Weichselbaum ist dabei. Herrn Rieger macht es Freude, sich um die Bäume und die Pflanzen zu kümmern. Und er erspart es sich, von woanders Gemüse und Obst zu beziehen. Wie die anderen Landler auch.

Der Krautgarten

Es gibt neben den hier vorgestellten Gärten beim Hof noch einen Garten, nämlich den  Krautgarten, dieser liegt außerhalb des Dorfes beim sogenannten Kollektiv, also dort, wo während der Zeit des Kommunismus die Staatswirtschaft hantierte.

Jedem der Bauern im Dorf war so ein Krautgarten, ein Stück Land, um die 15 Aar, zum Anbauen vor allem von Kraut , Krumpirn, Kukkuruz und Kürbis für die Schweine, zugeteilt worden. Diese Krautgärten haben sich nach dem Ende der alten Herrschaft erhalten, wurden jedoch neu aufgeteilt. Bei manchem Bauern dürften sie recht beliebt sein, da sie neben den anderen Gärten und dem Feld vieles liefern. Allerdings sind diese Krautgärten nicht derart zu schützen wie die Gärten beim Hof. Auch darüber erzählte mir Anneliese;

"Vom Krautgoarten  stöhln (stehlen) sie uns. Die Räuber giant stöhln (gehen stehlen) . Die Frau Reiter hat so an schean Zwiebel oben beim Kollektiv gehabt. Sie laßt ihn no, weil er is no nit reif. .... Wie sie gangen ist, war schon koaner mehr da." 

Abschließendes

Noch gibt es Landler in Großpold, die ihre bäuerlichen Gärten pflegen und Freude an diesen haben, aber vielleicht nicht mehr lange, denn es fehlt an den Jungen.

Für diese Jungen sind die hier gebliebenen Alten bereit, einige Mühen auf sich zu nehmen. So pflegen sie die leerstehenden Häuser und achten auf deren Gärten, mitunter in der Hoffnung, daß ihre Kinder und Schwiegerkinder dorthin wieder zurückkehren, zumindest zu den Ferien. Wenn sie wieder nach Deutschland fahren, geben die Alten ihnen Gemüse und Obst aus den Gärten mit.

Jene, die weggezogen sind, bitten jene, die hier bleiben wollen, sie sollen sich ihrer Gärten annehmen und diese nach ihrem Gutdünken verwenden.

Die Pitters kümmern sich insgesamt um fünf Gärten von bereits Ausgewanderten. Damit haben sie genug Arbeit.

In diesen Gärten pflanzen sie Zusätzliches an, so auch Luzerner, eine Art Klee , "a bisserl a Greanfutter"  für die Kühe. Ich selbst habe geholfen, dieses "Gras" zu mähen und in den Stall zu tragen.

Eine alte bäuerliche Kultur mit ihren Gärten hier in Siebenbürgen geht allmählich ihrem Ende entgegen. Aber noch lebt sie mit ihren Grundbirrn, ihrem Kraut und ihrem Kukkuruz. 

Der Bauerngarten in Oberweng

Ähnlich wie der heutige Bauerngarten bei den Landlern in Siebenbürgen sah auch vor einiger Zeit noch der Garten bei den oberösterreichischen Bauern im Gebirge aus. Heute gibt es diesen klassischen Bauerngarten bei uns kaum noch, er ist auch nicht mehr notwendig, denn man gelangt zu Gemüse und Kräutern auf einfachere Weise. Aber es gibt noch brave Bäuerinnen, die sich die Mühe eines Garten in der Tradition der alten Bauern machen. 

 

Über den alten Bauerngarten in Oberweng, einem Gebirgsweiler bei Spital am Pyhrn gegenüber der Kette des Toten Gebirges, sprach ich mit Erna und Erwin Degelsegger, die in der Nachkriegszeit noch die alte bäuerliche Kultur erlebt haben.

Ich fragte die beiden nach der ungefähren Größe eines solchen, nicht immer direkt am Haus gelegenen Garten, der durch einen Zaun deutlich gegenüber Wiese und Feld abgegrenzt und durch ein Holztürl begehbar war. Erna erzählt: „So ein Garten wir bei 80 bis 100 Quadratmeter gehabt haben. In diesem wuchsen Blumen, meistens Astern, Schmierblumen, das sind die Ringelblumen, sie hat man verwendet zum Salbenmachen. Die Astern sind auf den Friedhof gekommen. Auch einen großen Kalmusstock gab, denn der Kalmus tut dem Vieh gut, wenn es krank ist, wenn es Scheisserei hat. Die Blattln vom Kalmus wurden gegessen und die Wurzeln hat man oft getrocknet. Eibisch war auch im Garten, man hat ihn getrocknet, als Tee  war er gut für den Magen. Ebenso sind drei bis fünf große schöne Krautschädeln im Garten gestanden. Die sind im Herbst samt der Wurzel ausgegraben worden. In den Keller hinein gegeben und im Frühjahr sind sie wieder herausgekommen. Dann wurden sie im Garten gesetzt. Dort haben sie getrieben und geblüht, nun wurden sie „gesamt“, das heißt, man hat von ihnen den Samen genommen, den man dann im Hernst gesät hat. Nach einem Jahr ist wieder abgesamt worden.“

Weiter erzählt Erna: “Früher hat fast jeder ein Gartl gehabt. Die Leute haben sich das alles nicht kaufen können“. Krautschädeln sind vielleicht ein paar in das Armenhaus geliefert worden. Auch Erchbohn (Erdbohnen – Erdäpfeln) hat man angebaut im Gartl oder Garchtl. Neben diesem gab es auch noch einen großen Krautgarten , er war ein paar tausend Quadratmeter groß.

Salat wurde im Garten zweimal im Jahr angebaut. Auch wuchsen im Garchtl Merln (Karotten), Kohlrabi, Kölch (Kohl), Rauner (rote Rüben), Wasserrüben, Petersilie, Schnittla (Schnittlauch), Zeller und ähnliches, was man so für die Küche braucht. Dazwischen blühte hier und da ein Rosenstrauch. Auch Gurken konnten geerntet werden, diese wuchsen allerdings nicht im Garten, sondern in der Nähe von Misthaufen in der Wiese.

Gartenarbeit war auch hier grundsätzlich Frauensache. Allerdings beim Krautpflanzensetzen war man froh, wenn Männer geholfen haben. Jedoch das Heindln im Garten (das Bearbeiten mit der Haue) war den Frauen überlassen.

Gedüngt wurde der Garten genauso wie in Siebenbürgen mit Stallmist.

 

Auch wenn die Bauern nicht überall dieselben Pflanzen anbauten, so zeigt sich doch, dass der Bauerngarten der bäuerlichen Familie, zu der früher Mägde und Knechte gehörten, zum täglichen Überleben half. Die Würde der Bäuerin besteht in Siebenbürgen und bestand bei uns darin, dass sie weiß und wusste, wie mit den Blumen und Pflanzen umzugehen ist. Bemerkenswert ist, dass sowohl in Siebenbürgen als auch bei uns Erdäpfeln und  Kraut, von dem es heißt, wie schon gesagt, es stopfe die größeren Lucken, wesentlich für den Speiseplan der Bäuerin waren.